Mittwoch, 25. April 2007
später...
Vor allem an mir (gerade ich bin neben den Frauen mein beliebtestes Forschungsobjekt) stelle ich immer wieder fest, in welchem Kontext man das Wort "später" eigentlich sehen muss. Dazu ein kleines Beispiel - Als ich in meine vorherige Wohnung einzog, überlegte ich, ob ich gleich am Tag des Einzugs Rolläden oder Vergleichbares kaufe, damit mir im Sommer nicht morgens um sechs der Stern aufs Gemüt knallt. 140 Euro hätte mich das gekostet und mein Mitbewohner sagte "Ach, das kannst du später immernoch machen". Das Ende vom Lied war, dass mir zwei Sommer in denen ich Mieter dieser Wohnung war, morgens um 6 bis 7 die Sonne so dermaßen auf den Kopf knallte, dass jeglicher Schlaf von akuten Schweißausbrüchen verhindert wurde.
Gleiche Wohnung, gleicher Einzug. Eine Dekenlampe anschrauben? Später. Kurz vor meinem Auszug hatte ich nur noch eine einzige Lichtquelle in der Bude, meine kleine Schreibtischlampe.
Aufräumen? Später. Ablage sortieren? Später. Weltfrieden? Später. Atomausstieg? Später. Ein später ist ein nie oder zumindest ein nicht-bis auf ubestimmte Zeit.
Das einzige "später", dass bei mir real und als solches harmonisch mit mir in Einklang steht, das ist Mittagessen- oder allgemein Essen-später.
Das eigentliche Problem am später ist nämlich, dass man eigentlich keinen Zeitpunkt festsetzt, an dem man die Sache erledigt, sondern man vertagt die Entscheidung, ob man sie überhaupt macht oder nicht, bis zu einem späteren Zeitpunkt. Genau diese Entscheidung lässt sich regelmäßig treffen und so ist es möglich, jede noch so kleine Aktivität jahrelang vor sich herschiebt. Ob es das Anbringen einer Lampe ist, ein Abwasch, eine Windows-Neuinstallation (zum Glück bin ich MacUser), was auch immer. Mit "später" haben wir die MÖglichkeit, nichts von dem, was wir tun sollten, wirklich zu tun.
Ich mag das Wort.

... link (4 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 24. April 2007
da hack ich noch weiter drauf rum...
Das gleiche gilt übrigens auch für unsere Situation auf dem freien Markt. Viele Produkte lassen sich nicht mehr in ihrer Ursprünglichen Version, sondern nur als Megaprodukte erwerben. Bald kann man sicherlich unter „Giga“ nichts mehr kaufen. Wurst und Brotbelag esse ich ausschließlich wenn es sich dabei um 1A-Spitzen oder besser noch 1A-Megaqualität handelt. Letzteres ist leider auf dem Markt bisher schwer zu finden, aber es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis es sich in unseren Kreisen einbürgert.
Bei Wasch- und Pflegemitteln läuft das ganze Spiel völlig analog, wo ein Waschmittel versagt, da wird es sofort durch ein Produkt von gleicher oder niedrigerer Qualität ersetzt. Dieses Produkt erreicht trotz seiner fragwürdigen Leistungsfähigkeit die nächste Stufe auf der Bewertungsskala, gerechtfertigt allein durch seine Existenz als Nachfolgeprodukts des Vorgängerprodukts. Dass die Produkte insgesamt nicht besser werden, sondern in ihrer Qualität höchstens gleich bleibend sind, erkennt man ganz schon an Folgendem: Würden die besagten Produkte mittlerweile tatsächlich im Qualitätsbereich „mega“ liegen, so ergibt sich sehr schnell die Frage, warum Stiftung Warentest die getesteten Produkte immer noch auf der veralteten Skala einordnet. Das Bewertungsurteil müsste viel berauschendere Ergebnisse zulassen als nur gut und sehr gut, es wären auch mindestens noch supergut, megagut, geil, supergeil, megageil, oberaffengeil, supermegagiga-teraexapetazettayottaaffengeil gefragt. Dass diese Bewertungsurteile jedoch nicht vorkommen, muss notwendigerweise heißen, dass kein Produkt auf dem Markt derzeit besser ist als sehr gut.
Allerdings lässt sich anhand dieser Übersteigerungen erklären, warum sich jedes Kaufhaus und jeder Supermarkt leisten kann, ständig die besten Produkte zum kleinsten Preis anzubieten. Ganz einfach – die besten Produkte sind klassische Wegwurfware im Vergleich zu Hypersupermegaprodukten, die kleinsten Preise dagegen sind horend gegenüber Supergeizmegatiefsparpreisen. Der Schnäppchenjäger unter soll auf die sporadische Verwendung des ursprünglichen Superlativs hereinfallen – also merken - weniger als Megagut zu Preisen teurer als Supersparpreisen, das kann nur ein schlechter Deal sein.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Montag, 23. April 2007
#121
Punkt #121 auf der Liste der Dinge die mich nerven.
Wobei ich wirklich Angst habe, mir vor Wut selbst weh zu tun, ist, wenn ich Radio höre und der zuständige Radiosprecher den Superlativ vergewaltigt. Ja, was ist denn eigentlich ein Superlativ? Ein Bekannter antwortete mir auf die Frage einmal mit: "Ja, das is diesa Vorsatz wie bei super schön, super nett, super geil und so." ....ähm....nein...setzen, sechs!
Nein, tatsächlich ist der Superlativ die Höchststufe in der Komparation, also dem Vergleich von Adjektiven und Adverbien. Damit ist schon alles gesagt, den Superlativ gibt es also, um darzustellen, dass es nicht noch besser, schöner, größer oder auch dümmer geht.
Allerdings verbrauchten die Menschen dieses beste anscheinend zu früh, denn es schien die Musiker enttäuscht zu haben, dass es schon so früh in der Musikgeschichte einen besten song gab. Aber es war ja so einfach, man steigerte den Superlativ einfach wo es noch ging und fing zunächst mit "Hit" und dann natürlich sofort mit dem "größten Hit" und sogar dem "Megahit" an. Heute ist im Grunde genommen jedes Lied zunächst ein Hit und wie weit es auf der Skala dann nach oben wandert, entscheidet sich später. Nun sucht sich mein Radiosender vom Besten des Besten des Besten des Besten des Besten allerdings anscheinend nur noch die Angesagtesten Megahits, sogar ein oder zwei mega-angesagteste Megahits habe ich schon gehört. Und hat sich mein Leben dadurch verändert? Nein. Denn es sind nicht die mega-angesagtesten Megahits. Es ist oft noch nicht einmal der beste Hit, von Megahit einmal ganz abgesehen. Man sagt das nämlich nur so. Es gibt auch kein Mega-live-Konzert, es gibt nur ein live-Konzert, also ein Konzert. Ein Konzert dass kein live-Konzert ist, ist vielleicht eine Playback show, aber bestimmt kein Konzert. Also Leute, bitte bitte macht euch klar dass die Worte Mega, Giga, Tera, etc. nicht dafür da sind, um auszdrücken, wie viel besser als das Beste etwas ist. Sonst kommt es zum paradoxon und solche Dinger haben die Angewohnheit, das Universum am kaputtesten zu machen. Oder noch mehr als das. Auf jeden Fall megaschlimm und so.

... link (0 Kommentare)   ... comment