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Dienstag, 3. April 2007
Bein als "Auslaufmodell"?
thedude, 20:08h
Bei meiner Suche nach Zukunftsvorstellungen und abwegigen Prognosen stieß ich auf diese besonders schöne Vorhersage aus den späten 50er Jahren.
Im Jahr 2000, so erklärte man damals in einer wissenschaftlichen Sendung, bräuchte der Mensch keinen Körper mehr. Es wäre technisch möglich, den Kopf vollkommen unabhängig von seinen Organen am Leben zu erhalten und man würde auf der Welt daher auch keine Menschen mit Körper mehr sehen, sondern nur noch Köpfe, die auf Flugobjekten wie kleinen fliegenden Untertassen hin und herschwebten.
Als Fan von Matt Groening’s Futurama ist man natürlich mit dem Prinzip von lebenden Köpfen in Käseglocken vertraut, aber dass Wissenschaftler einmal tatsächlich diese Vorstellung von der Zukunft hatten war mir nie so richtig klar. Ohne den genauen Wissenschaftlichen Hintergrund dieser Behauptung zu kennen, kann man natürlich davon ausgehen, dass eher ein technischer Prozess gemeint ist, als ein evolutionärer. Im Zuge der anhaltenden Vergeistigung des Menschen fiel wohl einigen auf dass das Leben als schwebender Kopf mindestens genauso inhaltsvoll wäre wie das Leben mit einem funktionierenden Körper. Da Untertassen sowieso immer gut in die Zukunft passen, kann man das Konzept ja ganz einfach weiterverfolgen. Im Grunde genommen brauchen wir ja nichts anders als eine Apparatur, die das Gehirn mit Sauerstoff versorgt. Soweit so gut, wir pumpen also Sauerstoff ins Gehirn. Wo wir gerade dabei sind - alle anderen Teile des Kopfes, das Gesicht zum Beispiel, brauchen ja auch Sauerstoff, also machen wir es noch einfacher, wir schließen an die Halsschlagader einfach eine kleine Dialyse an und dazu noch eine Pumpe, die Blut in alle Teile des Kopfes pumpt. Dann brauchen wir noch einen kleinen Apparat, der den molekularen Sauerstoff der Luft ins Blut versetzt und den Kohlenstoffdioxid wieder herausholt. Das Lymphsystem braucht ja kein Mensch, das knoten wir einfach zu. Der ganze Apparat passt mit ein wenig Kompression in ein handelsübliches Kopf-Ufo - schon haben wir unser schwebendes Gehirn. Ein Stück vom Hals müssten wir nur dann am Kopf lassen wenn wir wirklich Stimmbänder wollen und vielleicht nicht ganz sicher sind, dass der Mensch spätestens im Jahr 1999 mit Telekinese und Gedankenübertragung zu kommunizieren begonnen hat. Das herkömmliche und handelsübliche Kopf-Ufo müssen wir dazu natürlich auch erfinden, die Konstruktionspläne jedoch waren ja schon in den 50ern so gut wie angefertigt, also sollte es eine Leichtigkeit sein. Das ganze kann man natürlich auch ganz toll zu Hause anfertigen, alles was man brauch ist eine Schere, eine starke Säge, notfalls noch einen Knochenbrecher für die Wirbelsäule, ein Stück Metall, eine handelsübliche Pumpe mit Rückstauventil, zwei bis drei Kabel, ein rostfreier Blut-O2/CO2-Versetzer, ein paar Antigravitons, eine Handvoll guter Laune und eine Lebensversicherung. Bastler sollten keine Schwierigkeiten damit haben, man sollte nur daran denken die Pumpe und den O2-Versetzer anzuschließen bevor man alle Verbindungen kappt, sonst fallen die Hände leblos herunter und man kann den Kopf nicht mehr auf die Untertasse setzen.
Vielleicht wird mir hier fehlende Ernsthaftigkeit vorgeworfen, dazu kann ich jedoch nur sagen: natürlich! Selbst wenn es möglich wäre, einen Kopf von seinem Körper zu isolieren, vielleicht ist es das ja eines Tages, wer würde denn so etwas freiwillig mit sich machen lassen? Wie zur Hölle würde ein Mensch sich denn vermehren wenn man ihm seinen Körper abschneidet? Künstliche Befruchtung? Und woher soll man die Samen- und Eizellen bekommen, vielleicht aus der Speicheldrüse? Würde sie solche Zellen produzieren wäre wenigstens geklärt warum manche Mädchen denken sie könnten vom Küssen schwanger werden. Und nehmen wir an man würde die Samenzellen des Menschen, der sich mit diesem Ziel unters Messer legt irgendwie sichern und mit ihm in das kleine Ufo stecken, vielleicht zusammen mit einer kleinen Spritzpistole die er gedanklich steuern kann. Wie soll der weibliche Kopf denn die Zellen auffangen? Und wo soll sie dieses Kind austragen? Vielleicht in einem kleinen Plastikbeutel der unter das fliegende Ufo gehängt wird? Und wird das Kind nach seiner Geburt auch gleich zersägt? Wenn ja, von wem eigentlich, es hat ja keiner mehr Hände. Also nehmen wir an wir würden auch noch Roboterarme unten an das schwebende Ufo anhängen, die dieser mit seinem Kopf steuern kann. So ein Arm ist ja bekanntlich ein ganz tolles System, man kennt das von seinen eigenen. Eine Hand wird am ende angebracht und damit die Arme nicht einfach vom Ufo herabhängen bringt man gleich eine Art Korpus unten an, von dem dann die Arme abgehen. Das hat die Vorteile dass jetzt auch viel mehr Platz für die Lebenserhaltungsfunktionen des Kopfes da ist, hervorragende Idee, das System ist bald perfekt. Nun haben wir aber ein neues Problem, der ganze Apparat wird nun bald so schwer dass die paar Gravitons, die wir in die Untertasse mit eingebaut haben das Gerät nicht mehr zum schweben und fliegen bringen können.
Aber dafür haben wir ja gleich die nächste praktikable Idee, die ohnehin gleich viel billiger ist, wir machen den Korb unterhalb des Ufos einfach ein wenig länger und bringen unten noch zwei Stützen an, die den ganzen Aufbau stabilisieren und von Boden abstützen. Kriegte man diese Stützen jetzt auch noch beweglich hin, so könnte der Kopf sich mit seinem künstlichen Aufbau sogar hin und herbewegen, ich meine, wenn er schon nicht fliegen kann, wäre es doch nett, wenn er wenigstens ein bis zwei Spaziergänge machen könnte. So, jetzt haben wir aber plötzlich viele Einzelteile, die alle separat voneinander bewegt werden müssen, das kostet natürlich eine Menge Energie. Den Menschen jetzt mit Solarzellen umherlaufen zu lassen wäre natürlich nicht so sinnvoll, die produzieren leider nicht genug Strom für den ganzen künstlichen Körper. Aber es wäre doch eine grandiose Idee wenn dieser Körper nun seine Energie durch sein Umfeld aufnehmen könnte, also zum Beispiel indem er irgendetwas zu sich nimmt und zersetzt. Dazu schließen wir einfach einen künstlichen Magen an und einige Zusatzorgane die dafür sorge tragen, dass Nahrung richtig zersetzt, verwertet und ausgeschieden wird, immerhin haben wir in der künstlichen Blechhülle genug Platz dafür. Wenn wir aus den Armen und Beinen einfach nur Gerüste machen und mit biologischem Gewebe dafür sorgen, dass es bewegt werden kann, hätten wir auch die Schwierigkeit überwundern, aus der chemischen Energie in den aufgenommen Substanzen elektrische Energie zu machen. Prima, damit hätten wir es, ab morgen also wird jedem Neugeborenen der Körper abgeschnitten und der Kopf wird auf einen künstlichen anderen Körper besetzt. Den abgeschnittenen Körper ziehen wir einfach künstlich groß, denn da haben wir das ganze System ja schon fertig aufgebaut, also kann dieser Körper später einem anderen Neugeborenen dienen.
Jetzt wo ich mir diese Gedanken darüber gemacht habe, fällt mir auf, dass die Evolution es ja genauso gemacht haben könnte. Vielleicht waren wir ja von vorn herein als eine Rasse von schwebenden Köpfen gedacht. Da aber die Natur nicht gut mit der Metallverarbeitung umgehen kann und es allein nicht schafft, genug Gravitons zu isolieren, musste halt mit dem ganzen biologischen Firlefanz improvisiert werden.
Es ist doch phantastisch, auf welchen Umwegen die Natur ab und zu ihren Weg findet und ebenso erstaunlich wir es mit einigen Hilfsmitteln und wenigen Handgriffen, ganz im Stil der Evolution schaffen können, uns zu Köpfen zu machen, die auf Untertassen umherfliegen.
Im Jahr 2000, so erklärte man damals in einer wissenschaftlichen Sendung, bräuchte der Mensch keinen Körper mehr. Es wäre technisch möglich, den Kopf vollkommen unabhängig von seinen Organen am Leben zu erhalten und man würde auf der Welt daher auch keine Menschen mit Körper mehr sehen, sondern nur noch Köpfe, die auf Flugobjekten wie kleinen fliegenden Untertassen hin und herschwebten.
Als Fan von Matt Groening’s Futurama ist man natürlich mit dem Prinzip von lebenden Köpfen in Käseglocken vertraut, aber dass Wissenschaftler einmal tatsächlich diese Vorstellung von der Zukunft hatten war mir nie so richtig klar. Ohne den genauen Wissenschaftlichen Hintergrund dieser Behauptung zu kennen, kann man natürlich davon ausgehen, dass eher ein technischer Prozess gemeint ist, als ein evolutionärer. Im Zuge der anhaltenden Vergeistigung des Menschen fiel wohl einigen auf dass das Leben als schwebender Kopf mindestens genauso inhaltsvoll wäre wie das Leben mit einem funktionierenden Körper. Da Untertassen sowieso immer gut in die Zukunft passen, kann man das Konzept ja ganz einfach weiterverfolgen. Im Grunde genommen brauchen wir ja nichts anders als eine Apparatur, die das Gehirn mit Sauerstoff versorgt. Soweit so gut, wir pumpen also Sauerstoff ins Gehirn. Wo wir gerade dabei sind - alle anderen Teile des Kopfes, das Gesicht zum Beispiel, brauchen ja auch Sauerstoff, also machen wir es noch einfacher, wir schließen an die Halsschlagader einfach eine kleine Dialyse an und dazu noch eine Pumpe, die Blut in alle Teile des Kopfes pumpt. Dann brauchen wir noch einen kleinen Apparat, der den molekularen Sauerstoff der Luft ins Blut versetzt und den Kohlenstoffdioxid wieder herausholt. Das Lymphsystem braucht ja kein Mensch, das knoten wir einfach zu. Der ganze Apparat passt mit ein wenig Kompression in ein handelsübliches Kopf-Ufo - schon haben wir unser schwebendes Gehirn. Ein Stück vom Hals müssten wir nur dann am Kopf lassen wenn wir wirklich Stimmbänder wollen und vielleicht nicht ganz sicher sind, dass der Mensch spätestens im Jahr 1999 mit Telekinese und Gedankenübertragung zu kommunizieren begonnen hat. Das herkömmliche und handelsübliche Kopf-Ufo müssen wir dazu natürlich auch erfinden, die Konstruktionspläne jedoch waren ja schon in den 50ern so gut wie angefertigt, also sollte es eine Leichtigkeit sein. Das ganze kann man natürlich auch ganz toll zu Hause anfertigen, alles was man brauch ist eine Schere, eine starke Säge, notfalls noch einen Knochenbrecher für die Wirbelsäule, ein Stück Metall, eine handelsübliche Pumpe mit Rückstauventil, zwei bis drei Kabel, ein rostfreier Blut-O2/CO2-Versetzer, ein paar Antigravitons, eine Handvoll guter Laune und eine Lebensversicherung. Bastler sollten keine Schwierigkeiten damit haben, man sollte nur daran denken die Pumpe und den O2-Versetzer anzuschließen bevor man alle Verbindungen kappt, sonst fallen die Hände leblos herunter und man kann den Kopf nicht mehr auf die Untertasse setzen.
Vielleicht wird mir hier fehlende Ernsthaftigkeit vorgeworfen, dazu kann ich jedoch nur sagen: natürlich! Selbst wenn es möglich wäre, einen Kopf von seinem Körper zu isolieren, vielleicht ist es das ja eines Tages, wer würde denn so etwas freiwillig mit sich machen lassen? Wie zur Hölle würde ein Mensch sich denn vermehren wenn man ihm seinen Körper abschneidet? Künstliche Befruchtung? Und woher soll man die Samen- und Eizellen bekommen, vielleicht aus der Speicheldrüse? Würde sie solche Zellen produzieren wäre wenigstens geklärt warum manche Mädchen denken sie könnten vom Küssen schwanger werden. Und nehmen wir an man würde die Samenzellen des Menschen, der sich mit diesem Ziel unters Messer legt irgendwie sichern und mit ihm in das kleine Ufo stecken, vielleicht zusammen mit einer kleinen Spritzpistole die er gedanklich steuern kann. Wie soll der weibliche Kopf denn die Zellen auffangen? Und wo soll sie dieses Kind austragen? Vielleicht in einem kleinen Plastikbeutel der unter das fliegende Ufo gehängt wird? Und wird das Kind nach seiner Geburt auch gleich zersägt? Wenn ja, von wem eigentlich, es hat ja keiner mehr Hände. Also nehmen wir an wir würden auch noch Roboterarme unten an das schwebende Ufo anhängen, die dieser mit seinem Kopf steuern kann. So ein Arm ist ja bekanntlich ein ganz tolles System, man kennt das von seinen eigenen. Eine Hand wird am ende angebracht und damit die Arme nicht einfach vom Ufo herabhängen bringt man gleich eine Art Korpus unten an, von dem dann die Arme abgehen. Das hat die Vorteile dass jetzt auch viel mehr Platz für die Lebenserhaltungsfunktionen des Kopfes da ist, hervorragende Idee, das System ist bald perfekt. Nun haben wir aber ein neues Problem, der ganze Apparat wird nun bald so schwer dass die paar Gravitons, die wir in die Untertasse mit eingebaut haben das Gerät nicht mehr zum schweben und fliegen bringen können.
Aber dafür haben wir ja gleich die nächste praktikable Idee, die ohnehin gleich viel billiger ist, wir machen den Korb unterhalb des Ufos einfach ein wenig länger und bringen unten noch zwei Stützen an, die den ganzen Aufbau stabilisieren und von Boden abstützen. Kriegte man diese Stützen jetzt auch noch beweglich hin, so könnte der Kopf sich mit seinem künstlichen Aufbau sogar hin und herbewegen, ich meine, wenn er schon nicht fliegen kann, wäre es doch nett, wenn er wenigstens ein bis zwei Spaziergänge machen könnte. So, jetzt haben wir aber plötzlich viele Einzelteile, die alle separat voneinander bewegt werden müssen, das kostet natürlich eine Menge Energie. Den Menschen jetzt mit Solarzellen umherlaufen zu lassen wäre natürlich nicht so sinnvoll, die produzieren leider nicht genug Strom für den ganzen künstlichen Körper. Aber es wäre doch eine grandiose Idee wenn dieser Körper nun seine Energie durch sein Umfeld aufnehmen könnte, also zum Beispiel indem er irgendetwas zu sich nimmt und zersetzt. Dazu schließen wir einfach einen künstlichen Magen an und einige Zusatzorgane die dafür sorge tragen, dass Nahrung richtig zersetzt, verwertet und ausgeschieden wird, immerhin haben wir in der künstlichen Blechhülle genug Platz dafür. Wenn wir aus den Armen und Beinen einfach nur Gerüste machen und mit biologischem Gewebe dafür sorgen, dass es bewegt werden kann, hätten wir auch die Schwierigkeit überwundern, aus der chemischen Energie in den aufgenommen Substanzen elektrische Energie zu machen. Prima, damit hätten wir es, ab morgen also wird jedem Neugeborenen der Körper abgeschnitten und der Kopf wird auf einen künstlichen anderen Körper besetzt. Den abgeschnittenen Körper ziehen wir einfach künstlich groß, denn da haben wir das ganze System ja schon fertig aufgebaut, also kann dieser Körper später einem anderen Neugeborenen dienen.
Jetzt wo ich mir diese Gedanken darüber gemacht habe, fällt mir auf, dass die Evolution es ja genauso gemacht haben könnte. Vielleicht waren wir ja von vorn herein als eine Rasse von schwebenden Köpfen gedacht. Da aber die Natur nicht gut mit der Metallverarbeitung umgehen kann und es allein nicht schafft, genug Gravitons zu isolieren, musste halt mit dem ganzen biologischen Firlefanz improvisiert werden.
Es ist doch phantastisch, auf welchen Umwegen die Natur ab und zu ihren Weg findet und ebenso erstaunlich wir es mit einigen Hilfsmitteln und wenigen Handgriffen, ganz im Stil der Evolution schaffen können, uns zu Köpfen zu machen, die auf Untertassen umherfliegen.
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Re..;-)
thedude, 19:29h
Da bin ich wieder! Nach grandiosen 4 Offlinetagen, an denen ich mich mit 39,5° Fieber herumgeschlagen habe, bin ich nun wieder da und zumindest fit genug um den Blog mit meinen mehr oder minder abwegigen Tagträumereien zu füllen.
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Donnerstag, 29. März 2007
Schleudertrauma
thedude, 13:36h
Tatsächlich hab ich heute noch ein anderes Beispiel.
Es zeigen sich nämlich auch einige anderen Maschinen durchaus bereitwillig, ihrem Herrn das Leben weitestgehend schwer zu machen, zumindest wenn sie modern, neu und überhaupt viel besser sind als all ihre Vorgänger.
Gerade im letzten Jahr erfuhr ich an meinem eigenen Leib die argwöhnische Arbeitsverweigerung einer von mir (bzw. meiner Wg) gekauften Maschine. Als nämlich nach über 5 Jahren treuer Arbeitnehmerschaft meine alte Waschmaschine den Geist aufgab, so zögerten wir nicht lange, verabschiedeten uns von unserem alten Freund und kauften uns ein neues, vollautomatisches Waschcenter. Das gute Stück funktionierte ein gutes halbes Jahr, da war es mit dem neuen Arbeitsverhältnis schon wieder aus und sie verweigerte uns jeglichen Dienst. Vollautomatisch ging also diese Maschine in kürzester Zeit kaputt, genauso vollautomatisch verließ übrigens auch eine Menge Geld das WG-Konto Konto, denn die Service-Hotline der zuständigen Firma war selbstverständlich nicht gebührenfrei. Nach Stunden in Warteschleifen und Gesprächen brachten uns die zuständigen Mitarbeiter der Firma eine neue, noch viel modernere Waschmaschine. Was vorher vollautomatisch war, lief nun angeblich noch besser, vielleicht (superautomatisch?) und, als wollte es meine These bestätigen, die Maschine hatte eine Lebenszeit von ca. 5 Stunden, in dieser Zeit machte sie auf keinen Fall mehr als 100 Umdrehungen. Grandios, was für schnelle Maschinen man heutzutage konstruieren kann. Vollautomatisch nehmen sie sich selbst innerhalb eines halben Tages selbst auseinander, man braucht sie überhaupt nicht mehr mit sinnlosen Aufträgen und halbherzigen Reparaturen dazu zu drängen. Da spart man natürlich enorm viel Zeit, in der man die Maschine sonst anschreien würde, sie demotivieren, demoralisieren und ihr erzählen wie wenige Menschen sie lieb haben und sogar schon die anderen Maschinen hinter ihrem Rücken über sie reden. All diese Zeit kann man nun also in Quality-time mit der zuständigen (wieder einmal nicht kostenfreien) Service-Hotline investieren.
Danke für den Forschritt, noch vor 10 Jahren hätte sich die Menschheit nicht träumen lassen, dass sie ihre Waschbretter wieder aus dem Keller ziehen müssten. Wenn die nächste Maschine in die Brüche geht dann werde ich sie vielleicht behalten...die Arbeitseinstellung hat irgendwie etwas menschliches. Das finde ich gar nicht so unsympatisch Erinnert mich an mich selbst, irgendwie.
Vielleicht stelle ich sie aufs Sofa und stelle den Fernseher ein. Oder sie kriegt einen WoW-Account...
Es zeigen sich nämlich auch einige anderen Maschinen durchaus bereitwillig, ihrem Herrn das Leben weitestgehend schwer zu machen, zumindest wenn sie modern, neu und überhaupt viel besser sind als all ihre Vorgänger.
Gerade im letzten Jahr erfuhr ich an meinem eigenen Leib die argwöhnische Arbeitsverweigerung einer von mir (bzw. meiner Wg) gekauften Maschine. Als nämlich nach über 5 Jahren treuer Arbeitnehmerschaft meine alte Waschmaschine den Geist aufgab, so zögerten wir nicht lange, verabschiedeten uns von unserem alten Freund und kauften uns ein neues, vollautomatisches Waschcenter. Das gute Stück funktionierte ein gutes halbes Jahr, da war es mit dem neuen Arbeitsverhältnis schon wieder aus und sie verweigerte uns jeglichen Dienst. Vollautomatisch ging also diese Maschine in kürzester Zeit kaputt, genauso vollautomatisch verließ übrigens auch eine Menge Geld das WG-Konto Konto, denn die Service-Hotline der zuständigen Firma war selbstverständlich nicht gebührenfrei. Nach Stunden in Warteschleifen und Gesprächen brachten uns die zuständigen Mitarbeiter der Firma eine neue, noch viel modernere Waschmaschine. Was vorher vollautomatisch war, lief nun angeblich noch besser, vielleicht (superautomatisch?) und, als wollte es meine These bestätigen, die Maschine hatte eine Lebenszeit von ca. 5 Stunden, in dieser Zeit machte sie auf keinen Fall mehr als 100 Umdrehungen. Grandios, was für schnelle Maschinen man heutzutage konstruieren kann. Vollautomatisch nehmen sie sich selbst innerhalb eines halben Tages selbst auseinander, man braucht sie überhaupt nicht mehr mit sinnlosen Aufträgen und halbherzigen Reparaturen dazu zu drängen. Da spart man natürlich enorm viel Zeit, in der man die Maschine sonst anschreien würde, sie demotivieren, demoralisieren und ihr erzählen wie wenige Menschen sie lieb haben und sogar schon die anderen Maschinen hinter ihrem Rücken über sie reden. All diese Zeit kann man nun also in Quality-time mit der zuständigen (wieder einmal nicht kostenfreien) Service-Hotline investieren.
Danke für den Forschritt, noch vor 10 Jahren hätte sich die Menschheit nicht träumen lassen, dass sie ihre Waschbretter wieder aus dem Keller ziehen müssten. Wenn die nächste Maschine in die Brüche geht dann werde ich sie vielleicht behalten...die Arbeitseinstellung hat irgendwie etwas menschliches. Das finde ich gar nicht so unsympatisch Erinnert mich an mich selbst, irgendwie.
Vielleicht stelle ich sie aufs Sofa und stelle den Fernseher ein. Oder sie kriegt einen WoW-Account...
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Mittwoch, 28. März 2007
Schöner, neuer, besser=hässlicher, älter, schlechter?
thedude, 15:59h
Bei meinem heutigen Gang zur Bank ist mir mal wieder aufgefallen, wie wenig ich unseren technischen Fortschritt auf manchen Gebieten leiden kann. Ab und zu kriegt man einfach nur das Gefühl das alles, was schöner neuer und besser ist, gleichzeitig schlechter, störanfälliger und schnell älter ist.
Ist es nur mein Gefühl, oder werden beispielsweise Geldautomaten immer langsamer mit der Zeit?
Mittlerweile habe ich mir schon angewöhnt einen großen Bogen um ein neues Gerät zu machen, sobald ich in einer Bank neue und alte Geldautomaten nebeneinander sehe. Ich überlasse meine Geschäfte lieber dem scheinbar routinierteren Vorgängermodell. Ich habe ein wenig Angst, dass das neue und schöne Gerät nicht einfach nur funkelnd dasteht, sondern gleich vor Freude Funken sprüht, wenn ich nichts ahnend und hungrig, auf der Suche nach dem letzten Zehn-Euro-Schein meines Kontos, meine Karte an ihn gebe. Das ist zwar noch nicht vorgekommen, was jedoch nicht meiner Phantasie entsprungen ist, das ist die Tatsache, dass ich mir durchaus schon 15 ermüdende Minuten vor dem neuen Automat die Beine in den leeren Magen stand, weil ich es gewagte hatte, ihn nach Geld zu fragen. Für den gleichen Arbeitsauftrag brauchte das veraltete Modell am nächsten Tag ungefähr 45 Sekunden.
Natürlich nehmen wir so einer wichtigen Maschine die kleinen Aussetzer nicht übel, immerhin gibt sie uns Geld. Und Menschen sind oft bereit, sich von ihrem Geldgeber höchst fragwürdige Verhaltensweisen gefallen zu lassen.
Vielleicht fallen mir ja noch ein paar andere Beispiele ein...
Ist es nur mein Gefühl, oder werden beispielsweise Geldautomaten immer langsamer mit der Zeit?
Mittlerweile habe ich mir schon angewöhnt einen großen Bogen um ein neues Gerät zu machen, sobald ich in einer Bank neue und alte Geldautomaten nebeneinander sehe. Ich überlasse meine Geschäfte lieber dem scheinbar routinierteren Vorgängermodell. Ich habe ein wenig Angst, dass das neue und schöne Gerät nicht einfach nur funkelnd dasteht, sondern gleich vor Freude Funken sprüht, wenn ich nichts ahnend und hungrig, auf der Suche nach dem letzten Zehn-Euro-Schein meines Kontos, meine Karte an ihn gebe. Das ist zwar noch nicht vorgekommen, was jedoch nicht meiner Phantasie entsprungen ist, das ist die Tatsache, dass ich mir durchaus schon 15 ermüdende Minuten vor dem neuen Automat die Beine in den leeren Magen stand, weil ich es gewagte hatte, ihn nach Geld zu fragen. Für den gleichen Arbeitsauftrag brauchte das veraltete Modell am nächsten Tag ungefähr 45 Sekunden.
Natürlich nehmen wir so einer wichtigen Maschine die kleinen Aussetzer nicht übel, immerhin gibt sie uns Geld. Und Menschen sind oft bereit, sich von ihrem Geldgeber höchst fragwürdige Verhaltensweisen gefallen zu lassen.
Vielleicht fallen mir ja noch ein paar andere Beispiele ein...
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Darwin ausser Rand und Band...
thedude, 15:41h
Als die HMS Beagle im Dezember 1831 in Devonport in See stach, bereit für eine fünfjährige Expedition zu den Kapverdischen Inseln, den Falklandinseln, der südamerikanischen Küste, den Galapagos-Inseln und Australien, war Charles Robert Darwin, vielleicht ohne es zu wissen, kurz davor, den Grundstein der wichtigsten Evolutionstheorien aller Zeiten zu legen. Seine Erkenntnisse sind noch heute, über 150 Jahre später, das Grundmanifest der Evolutionsforschung und aus ihnen lassen sich alle modernen Evolutionstheorien ableiten. Zusätzlich sind bis heute die meisten seiner Aussagen unwiederlegbar. Die Betonung liegt auf "bis heute".
Auch der moderne Mensch war die längste Zeit der natürlichen Selektion unterworfen und seit der Geschichtsschreibung wird der durchschnittliche Mensch größer, stärker und unter Umständen sogar intelligenter. Mit dem Fortschritt der Medizin im letzten Jahrhundert wurde aber auch deutlich, dass der durchschnittliche Mensch mit Generation zu Generation nicht unbedingt gesünder wird. Ja, Titten auf den Tisch – was ist los mit uns? Wir sind eine Spezies von kurzsichtigen, kranken, allergiegeplagten und oft sogar früh sterbenden Schwerhörigen. Was ist passiert? Hatte Darwin doch Unrecht? Ist der moderne Mensch nicht nur Homo sapiens sapiens, sondern gleichzeitig Homo sapiens sapiens disabilitus? Und wie konnte die Evolution des Menschen zu einer Fülle von Krankheiten führen, die jede Auswahl an Behandlungsmethoden bei Weitem übertrifft?
Erinnern wir uns an uns selbst, vor allem diejenigen von uns, bei denen im frühen Kindesalter Kurzsichtigkeit diagnostiziert und eine Verschlimmerung im Alter prognostiziert wurde. Nehmen wir einfach mal ungefähr –6 Dioptrien an. In einer natürlich funktionierenden Umwelt hätte der Arzt die Eltern in sein Büro geschickt, sich auf seinen Stuhl gesetzt und mit besorgter Miene und zerkrauster Stirn sein Mitgefühl ausgesprochen. „Es tut mir leid, Herr und Frau Mustermann, ihr Sohn ist leider kurzsichtig. Wenn er nicht vor seinem zehnten Lebensjahr von einem hungrigen Panther gerissen wird, ist das nichts anderes als ein Wunder.“
Stattdessen jedoch, eher der Junge weiß wie ihm geschieht, kriegt er eine starke Brille auf die Nase und ist ab sofort wieder gesellschaftsfähig. Nun kann man wohl sagen dass Kurzsichtigkeit alles andere als unser größtes Problem darstellt, aber die Quelle der Beispiele ist unerschöpflich – Allergien, Haarausfall, Rot-Grün-Blindheit, Laktoseintoleranz, Sichelzellenanämie, Herzfehler, Mukoviszidose, Trisomie, Blindheit, Taubheit, Alzheimer, Creutzfeld-Jakob, usw., alles Erbkrankheiten oder genetische Disposition, die sich vor einiger Zeit unter die sonst so gesunden Menschen geschlichen haben und sich hartnäckig unter ihnen halten. Es ist ja nicht so als könne man jede Krankheit besiegen, wie den Pocken-Virus, den es als Erreger nur noch als Bewohner eines Röhrchens im Kühlschrank der schönsten Laboratorien der Welt gibt.
Aber sterben Kinder, bei denen schon kurz nach ihrer Geburt eine ernstzunehmende Erbkrankheit diagnostiziert wird? Mittlerweile ermöglicht die moderne Medizin diesen Kindern in sehr vielen Fällen, ein völlig normales Leben zu führen. Daumen hoch für de Medizin. Leider ermöglicht es die Medizin jedoch nicht, diese Erbkrankheiten zu vernichten und je nach Vererbung der Gene gibt es eine bestimmte (und oft hohe) Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Kinder dieser Kinder mit genau diesen Erbkrankheiten zur Welt kommen. Daumen runter. Da auch Kinder mit anderen Erbkrankheiten ein völlig normales Leben führen können (Daumen hoch), kommt es irgendwann dazu, dass sich Menschen mit verschiedenen Erbkrankheiten paaren und – Bingo – da kommt schon das erste Kind mit zwei seriösen Erbkrankheiten zur Welt.(Daumen runter). Unsere moderne Medizin ermöglicht es also, Charles Darwin den Rücken zuzukehren und ein Leben (relativ) frei von natürlicher Selektion führen zu können. Und unser Sozialsystem ermöglicht es genau diesen Menschen, ein völlig normales Leben zu führen. Damit mich niemand falsch versteht – ich halte das, wie alle anderen auch, für völlig richtig – ich möchte nicht dass jemand einmal zu hören bekommt, „Es tut mir leid Herr Beispielsmüller, aus Gründen der natürlichen Selektion können wir sie leider nicht am Leben erhalten. Sie müssen sterben. Für das Wohl der Menschheit. Es tut uns Leid. Bitte räumen sie ihre Wohnung bis zum 31. Und bitte keinen Geschlechtsverkehr bevor sie sterben. Gehen sie nicht über Los.“ Ich finde es auch wirklich hervorragend, dass unsere Gesellschaft und unser medizinischer Fortschritt möglich machen, dass auch die weniger Gesunden zu ihrem Recht kommen, ein völlig normales Leben zu führen. Aber es bleibt festzustellen, wenn die Erbkrankheiten erst einmal in Menschen Fuß gefasst haben, dann sorgen wir selber unaufhörlich dafür, dass sie auch unter uns bleiben. Da auch ich selber, was Erbkrankheiten angeht, nicht ganz unbefleckt bin, wird mir hoffentlich jeder glauben dass diese Feststellung keinesfalls negativ bewertet wird, ich selber bin dankbar für das Leben, das ich führen darf.
Aber wann immer ich mich in eine Diskussion verwickle, in der es sich um genetische Veränderung am Menschen dreht, muss ich irgendwann auf diesen Punkt zu sprechen kommen und feststellen, dass der einzige Weg, diese Erbkrankheiten loszuwerden ist, der Genetik zu gestatten, die Veränderungen vorzunehmen und bestimmte Gene zu "überwachen". Meistens schlägt mir in einer solchen Debatte über Genetik der folgende Satz entgegen: „Genetik, das ist Gott spielen, dann kann man irgendwann im Supermarkt das perfekte Kind kaufen“. Aber mal im Ernst – an dem Tag, an dem wir Darwin lachend den Mittelfinger zeigten und sagten dass von nun an nur noch diejenigen Menschen sterben, bei denen wir es partout nicht verhindern können, fing das Gott spielen nicht da schon an? Zu entscheiden wer stirbt und wer lebt, das ist meiner Definition nach Gott spielen und ich finde es von unserem Standpunkt aus auch nicht falsch, den sterbenskranken zum Leben zu verhelfen. Die einzige logische Konsequenz jedoch, die wir aus unserer fehlenden Selektion ziehen können, ist entweder Genetische Veränderung an unserem Erbgut zuzulassen um zuzusehen, dass wir eine normal gesunde Spezies bleiben, oder aber zu akzeptieren, dass in einigen Jahren nun mal jedes zweite Kind mit chronischem Nasenjucken geboren wird. Oder Heuschnupfen. Oder vielleicht auch mal mit einem Herzfehler. Vielleicht sogar mit allem zusammen. Oder aber einer der Leute, die lauthals gegen Gentherapie beim Menschen demonstrieren und protestieren, geht zu allen Menschen der Welt, die mit Erbkrankheiten zur Welt gekommen sind und sagt ihnen. „Es tut mir leid. Sie sind krank, sie dürfen keine Kinder bekommen. Sie machen uns kaputt. Danke für ihr Verständnis.“ Und wenn der nette Herr dem zustimmt und sich bereit erklärt, keine Kinder zu zeugen, sind wir zwar in gewisser Hinsicht schon wieder beim Gott spielen, aber vielleicht funktioniert es ja. Ich bin gespannt wann sie bei mir vor der Tür stehen. Wie das Gespräch abläuft weiß ich allerdings schon. Ich erkläre ich dem/derjenigen einfach, dass es mir persönlich viel besser passen würde, wenn ich doch ein Kind bekäme. Danke für ihr Verständnis!
Auch der moderne Mensch war die längste Zeit der natürlichen Selektion unterworfen und seit der Geschichtsschreibung wird der durchschnittliche Mensch größer, stärker und unter Umständen sogar intelligenter. Mit dem Fortschritt der Medizin im letzten Jahrhundert wurde aber auch deutlich, dass der durchschnittliche Mensch mit Generation zu Generation nicht unbedingt gesünder wird. Ja, Titten auf den Tisch – was ist los mit uns? Wir sind eine Spezies von kurzsichtigen, kranken, allergiegeplagten und oft sogar früh sterbenden Schwerhörigen. Was ist passiert? Hatte Darwin doch Unrecht? Ist der moderne Mensch nicht nur Homo sapiens sapiens, sondern gleichzeitig Homo sapiens sapiens disabilitus? Und wie konnte die Evolution des Menschen zu einer Fülle von Krankheiten führen, die jede Auswahl an Behandlungsmethoden bei Weitem übertrifft?
Erinnern wir uns an uns selbst, vor allem diejenigen von uns, bei denen im frühen Kindesalter Kurzsichtigkeit diagnostiziert und eine Verschlimmerung im Alter prognostiziert wurde. Nehmen wir einfach mal ungefähr –6 Dioptrien an. In einer natürlich funktionierenden Umwelt hätte der Arzt die Eltern in sein Büro geschickt, sich auf seinen Stuhl gesetzt und mit besorgter Miene und zerkrauster Stirn sein Mitgefühl ausgesprochen. „Es tut mir leid, Herr und Frau Mustermann, ihr Sohn ist leider kurzsichtig. Wenn er nicht vor seinem zehnten Lebensjahr von einem hungrigen Panther gerissen wird, ist das nichts anderes als ein Wunder.“
Stattdessen jedoch, eher der Junge weiß wie ihm geschieht, kriegt er eine starke Brille auf die Nase und ist ab sofort wieder gesellschaftsfähig. Nun kann man wohl sagen dass Kurzsichtigkeit alles andere als unser größtes Problem darstellt, aber die Quelle der Beispiele ist unerschöpflich – Allergien, Haarausfall, Rot-Grün-Blindheit, Laktoseintoleranz, Sichelzellenanämie, Herzfehler, Mukoviszidose, Trisomie, Blindheit, Taubheit, Alzheimer, Creutzfeld-Jakob, usw., alles Erbkrankheiten oder genetische Disposition, die sich vor einiger Zeit unter die sonst so gesunden Menschen geschlichen haben und sich hartnäckig unter ihnen halten. Es ist ja nicht so als könne man jede Krankheit besiegen, wie den Pocken-Virus, den es als Erreger nur noch als Bewohner eines Röhrchens im Kühlschrank der schönsten Laboratorien der Welt gibt.
Aber sterben Kinder, bei denen schon kurz nach ihrer Geburt eine ernstzunehmende Erbkrankheit diagnostiziert wird? Mittlerweile ermöglicht die moderne Medizin diesen Kindern in sehr vielen Fällen, ein völlig normales Leben zu führen. Daumen hoch für de Medizin. Leider ermöglicht es die Medizin jedoch nicht, diese Erbkrankheiten zu vernichten und je nach Vererbung der Gene gibt es eine bestimmte (und oft hohe) Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Kinder dieser Kinder mit genau diesen Erbkrankheiten zur Welt kommen. Daumen runter. Da auch Kinder mit anderen Erbkrankheiten ein völlig normales Leben führen können (Daumen hoch), kommt es irgendwann dazu, dass sich Menschen mit verschiedenen Erbkrankheiten paaren und – Bingo – da kommt schon das erste Kind mit zwei seriösen Erbkrankheiten zur Welt.(Daumen runter). Unsere moderne Medizin ermöglicht es also, Charles Darwin den Rücken zuzukehren und ein Leben (relativ) frei von natürlicher Selektion führen zu können. Und unser Sozialsystem ermöglicht es genau diesen Menschen, ein völlig normales Leben zu führen. Damit mich niemand falsch versteht – ich halte das, wie alle anderen auch, für völlig richtig – ich möchte nicht dass jemand einmal zu hören bekommt, „Es tut mir leid Herr Beispielsmüller, aus Gründen der natürlichen Selektion können wir sie leider nicht am Leben erhalten. Sie müssen sterben. Für das Wohl der Menschheit. Es tut uns Leid. Bitte räumen sie ihre Wohnung bis zum 31. Und bitte keinen Geschlechtsverkehr bevor sie sterben. Gehen sie nicht über Los.“ Ich finde es auch wirklich hervorragend, dass unsere Gesellschaft und unser medizinischer Fortschritt möglich machen, dass auch die weniger Gesunden zu ihrem Recht kommen, ein völlig normales Leben zu führen. Aber es bleibt festzustellen, wenn die Erbkrankheiten erst einmal in Menschen Fuß gefasst haben, dann sorgen wir selber unaufhörlich dafür, dass sie auch unter uns bleiben. Da auch ich selber, was Erbkrankheiten angeht, nicht ganz unbefleckt bin, wird mir hoffentlich jeder glauben dass diese Feststellung keinesfalls negativ bewertet wird, ich selber bin dankbar für das Leben, das ich führen darf.
Aber wann immer ich mich in eine Diskussion verwickle, in der es sich um genetische Veränderung am Menschen dreht, muss ich irgendwann auf diesen Punkt zu sprechen kommen und feststellen, dass der einzige Weg, diese Erbkrankheiten loszuwerden ist, der Genetik zu gestatten, die Veränderungen vorzunehmen und bestimmte Gene zu "überwachen". Meistens schlägt mir in einer solchen Debatte über Genetik der folgende Satz entgegen: „Genetik, das ist Gott spielen, dann kann man irgendwann im Supermarkt das perfekte Kind kaufen“. Aber mal im Ernst – an dem Tag, an dem wir Darwin lachend den Mittelfinger zeigten und sagten dass von nun an nur noch diejenigen Menschen sterben, bei denen wir es partout nicht verhindern können, fing das Gott spielen nicht da schon an? Zu entscheiden wer stirbt und wer lebt, das ist meiner Definition nach Gott spielen und ich finde es von unserem Standpunkt aus auch nicht falsch, den sterbenskranken zum Leben zu verhelfen. Die einzige logische Konsequenz jedoch, die wir aus unserer fehlenden Selektion ziehen können, ist entweder Genetische Veränderung an unserem Erbgut zuzulassen um zuzusehen, dass wir eine normal gesunde Spezies bleiben, oder aber zu akzeptieren, dass in einigen Jahren nun mal jedes zweite Kind mit chronischem Nasenjucken geboren wird. Oder Heuschnupfen. Oder vielleicht auch mal mit einem Herzfehler. Vielleicht sogar mit allem zusammen. Oder aber einer der Leute, die lauthals gegen Gentherapie beim Menschen demonstrieren und protestieren, geht zu allen Menschen der Welt, die mit Erbkrankheiten zur Welt gekommen sind und sagt ihnen. „Es tut mir leid. Sie sind krank, sie dürfen keine Kinder bekommen. Sie machen uns kaputt. Danke für ihr Verständnis.“ Und wenn der nette Herr dem zustimmt und sich bereit erklärt, keine Kinder zu zeugen, sind wir zwar in gewisser Hinsicht schon wieder beim Gott spielen, aber vielleicht funktioniert es ja. Ich bin gespannt wann sie bei mir vor der Tür stehen. Wie das Gespräch abläuft weiß ich allerdings schon. Ich erkläre ich dem/derjenigen einfach, dass es mir persönlich viel besser passen würde, wenn ich doch ein Kind bekäme. Danke für ihr Verständnis!
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