Mittwoch, 25. April 2007
später...
Vor allem an mir (gerade ich bin neben den Frauen mein beliebtestes Forschungsobjekt) stelle ich immer wieder fest, in welchem Kontext man das Wort "später" eigentlich sehen muss. Dazu ein kleines Beispiel - Als ich in meine vorherige Wohnung einzog, überlegte ich, ob ich gleich am Tag des Einzugs Rolläden oder Vergleichbares kaufe, damit mir im Sommer nicht morgens um sechs der Stern aufs Gemüt knallt. 140 Euro hätte mich das gekostet und mein Mitbewohner sagte "Ach, das kannst du später immernoch machen". Das Ende vom Lied war, dass mir zwei Sommer in denen ich Mieter dieser Wohnung war, morgens um 6 bis 7 die Sonne so dermaßen auf den Kopf knallte, dass jeglicher Schlaf von akuten Schweißausbrüchen verhindert wurde.
Gleiche Wohnung, gleicher Einzug. Eine Dekenlampe anschrauben? Später. Kurz vor meinem Auszug hatte ich nur noch eine einzige Lichtquelle in der Bude, meine kleine Schreibtischlampe.
Aufräumen? Später. Ablage sortieren? Später. Weltfrieden? Später. Atomausstieg? Später. Ein später ist ein nie oder zumindest ein nicht-bis auf ubestimmte Zeit.
Das einzige "später", dass bei mir real und als solches harmonisch mit mir in Einklang steht, das ist Mittagessen- oder allgemein Essen-später.
Das eigentliche Problem am später ist nämlich, dass man eigentlich keinen Zeitpunkt festsetzt, an dem man die Sache erledigt, sondern man vertagt die Entscheidung, ob man sie überhaupt macht oder nicht, bis zu einem späteren Zeitpunkt. Genau diese Entscheidung lässt sich regelmäßig treffen und so ist es möglich, jede noch so kleine Aktivität jahrelang vor sich herschiebt. Ob es das Anbringen einer Lampe ist, ein Abwasch, eine Windows-Neuinstallation (zum Glück bin ich MacUser), was auch immer. Mit "später" haben wir die MÖglichkeit, nichts von dem, was wir tun sollten, wirklich zu tun.
Ich mag das Wort.

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