Dienstag, 27. März 2007
Kleiner Vorgedanke oder: Warum der Blog?
Seit nunmehr 5 Milliarden Jahren schiebt sich unser Planet mit seiner Seelenruhe durchs All und ist dabei einem stetigen Wandel unterworfen. Nach ca. 1,5 Milliarden Jahren besiedelt das Leben den Erdball, Arten entwickeln sich, wandeln für eine Zeit auf Gottes grüner Erde und verschwinden nach einer Zeit wieder, viele von ihnen lassen nichts anderes übrig als einen Abdruck im Schiefer, der einzige Hinweis darauf dass es sie einmal gegeben hat.

Millionen Jahre verbrachten die Kreaturen auf der Erde ihr ganzes Leben mit nichts anderem, als mit allen Mitteln zu versuchen, sich das Leben in irgendeiner Art und Weise zu sichern, zu überleben und sich fortzupflanzen, koste es was es wolle. Manche Arten waren dabei so erfolgreich, dass sie sich über den gesamten Erdball ausbreiten konnten, andere waren von Mutter Natur entweder so schlecht konstruiert oder so gut an ihre Umgebung angepasst, dass schon eine kleine aber dauerhafte Veränderung der Temperatur die ganze Spezies in die Knie zwang und sie ihr Amt als Art dieses Planeten niederlegen musste. Das ganze System funktionierte über 3 Milliarden Jahre in fein abgestimmter Harmonie.
Dann kam der Mensch, ein (nach dem Stand der menschlichen Forschung) hoch intelligentes Lebewesen, nahm die Herrschaft an sich und begann, die Erde zu seinem persönlichen Wohnzimmer umzumodellieren und nach seinen Wünschen einzurichten, natürlich nicht ohne den einen oder anderen Palmwedel abzuknicken, ein Meer leer zu fischen, eine Art auszurotten oder vielleicht auch mal eine kleinere Naturkatastrophe auszulösen. Die Kultur des Homo Sapiens (früher in der Wissenschaft aufgrund der Distanzierung zu früheren Formen des Homo Sapiens als Homo Sapiens Sapiens bezeichnet) hält sich zwar noch nicht so lang wie die Insektenarten, aber mindestens genauso hartnäckig, wie etwa eine chronische Bronchitis, auf dem Planeten und tut alles in seiner Macht stehende um sich selbst das Leben besser und anderen das Leben grausamer und widerwärtiger zu gestalten. Dabei merkt er nicht dass er nicht nur zufällig ausgewählten anderen, sondern auch seiner gesamten Art das Leben schwer macht.
Nach zahllosen Versuchen ein bisher unerreichtes Maß an selbstzerstörerischer Wut über sich selbst hereinbrechen zu lassen (zu nennen wären da die Kreuzzüge, die Inquisition, oder allgemeiner über 300 unterschiedliche Kriege) erreichte der moderne Mensch den wirklichen Durchbruch zu Beginn des 20. Jahrhunderts, seitdem, so lässt der eine oder andere Experte verlauten, ist dieser Trend kaum aufzuhalten und steuert Stück für Stück auf seinen dramatischen Höhepunkt zu, einen Höhepunkt den viele als das Ende unserer menschlichen Zivilisation interpretieren.
Als nach Ablauf der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch der wohl schrecklichste Krieg unserer Geschichte vorüber war, flüchtete man sich mit seinen Hoffnungen in gewisser Art und Weise in die Zukunft. Ist ja logisch, die Vergangenheit bereitete einigen Millionen Menschen starke Migräne, die Gegenwart war in den größten Teilen Europas nichts anderes als eine Ansammlungen von spektakulären Ruinen, da blieb einem Menschen nichts anderes übrig, als sich in eine entfernte Zukunft zu wünschen und sich selbst und seinen Mitmenschen zu erzählen wie schön und gut die Zukunft wird. Intensiver als jemals zuvor malte man sich Bilder von dieser schönen Zukunft und spekulierte sich in den Schlaf darüber, was es alles geben könnte, was alles möglich wäre und wie gut es den Menschen ginge. Aus der Not wurde der Trend und so taten ausreichend viele Menschen 50 Jahre lang wenig anderes, als mit dem Kopf in der Zukunft zu stecken, im neuen 21. Jahrhundert. Wissenschaftler philosophierten, Philosophen forschten und das Volk diskutierte über die Bilder, die Science-Fiction Autoren und Regisseure den Menschen in die Köpfe setzten.

Mittlerweile läuft das 21. Jahrhundert auf Hochtouren, die Zukunft hat begonnen, damit ist heute eindeutig alles besser und schöner als jemals zuvor. Oder etwa nicht? Es ist meiner Meinung nach Zeit, ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen und sich mit diesem Gedanken noch einmal auseinanderzusetzen. Und da heute jeder einen Blog haben darf, nicht mehr nur diejenigen, die außergewöhnlich viel oder außergewöhnlich schlaue Dinge zu erzählen haben, habe ich jetzt auch einfach einen Blog, ganz einfach so, ohne danach gefragt zu werden. Wem es nicht passt, der soll ihn nicht lesen. Höchstens abonnieren, damit meine Leserzahlen trotzdem stimmen.

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